In den vergangenen Wochen gab es nur Hiobsbotschaften aus dem Schederhofviertel: Das Druckhaus der Funke Mediengruppe wird im Oktober 2019 schließen, der US-Konzern Kennametal meldete die Schließung des traditionsreichen Widia-Werks an. Das Gewerbegebiet nördlich der A 40 in Holsterhausen hat schon viele Krisen von großen Firmen miterlebt, jetzt kommt es auf perspektivische Lösungen an. Um sich vor Ort zu informieren, trafen sich Mitglieder der SPD-Ortsvereine Frohnhausen und Holsterhausen am Druckhaus, wo sie auf Einladung der Funke Mediengruppe eine Besichtigung des gigantischen Werks machen konnten. Unter den Teilnehmer*innen waren die SPD-Ratsfrau Julia Jankovic, die Ortsvereinsvorsitzenden Raimund Glitza und Benno Justfelder sowie der Vorsitzende der Juso-ZAG-West Oliver Kann.
Der Rundgang durch das große Gebäude vorbei an den riesigen Druckmaschinen, an den Türmen der tonnenschweren Papierrollen und an der mit gelben Licht durchfluteten Druckplattenherstellung geriet zu einer Reise durch die deutsche Geschichte seit 1946, dem Jahr der Erstausgabe der NRZ. Dank der sehr kompetenten und informativen Führung von Herrn Kupfer lebten alte Geschichten für viele Teilnehmer*innen wieder auf. Wegen der zurückgehenden Auflagenstärke aller Zeitungen der Funke Mediengruppe konzentriert sich das Druckgeschehen der Funke Mediengruppe nun in Hagen. Zwei der sieben Druckmaschinen werden im Druckzentrum in Hagen aufgebaut. Im Jahre 2006 wurde das jetzige Druckhaus in Essen mit einem Aufwand von ca. 200 Mio. € gebaut, nach 13 Jahren endet nun die Geschichte des Druckhauses. Alle 120 Mitarbeiter*innen des Druckhauses haben laut Geschäftsführung ein Angebot für Hagen erhalten (WAZ, 07.02.2019). Was mit dem großen Gebäude und dem riesigen Grundstück geschehen soll, ist noch ein Firmengeheimnis
Im weiteren Verlauf des Bürgerspaziergangs fielen den Teilnehmer*innen die großen Freiflächen auf, die zum Teil in einem verwahrlosten Zustand sind. Einige der angesprochenen Flächen gehören dem ThyssenKrupp Konzern, der mit seinem Stahlgeschäft arg in der Krise steckt. Die im Schederhofviertel angesiedelten Geschäftsbereiche Aufzug und Industriedienstleistungen schreiben dagegen schwarze Zahlen. Die Stadt Essen sucht dringend Flächen für Gewerbeansiedlungen und im Schederhofviertel verwahrlosen große Areale. Hier sind städtische Stellen und die EWG gefordert, die Grundstücksbesitzer davon zu überzeugen, dass diese Flächen zur Nutzung frei gegeben werden sollten.
Auf der Münchener Straße könnten nach Meinung der Sozialdemokrat*innen erheblich mehr Bäume gepflanzt werden, um das Gewerbegebiet an der A 40 nicht nur aufzuhübschen, sondern auch das Klima zu verbessern. Die Anpflanzungen können auch dazu dienen, einen Teil der Münchener Straße übersichtlicher zu ordnen. Der Kreuzungsbereich Münchener Straße und Harkortstraße bedarf einer Renovierung, um die Übersichtlichkeit für alle Verkehrsteilnehmer*innen wieder zu gewährleisten.
Der nächste Anlaufpunkt des Bürgerspaziergangs war das Widia-Werk auf der Münchener Straße. Der US-Konzern Kennametal hat der Belegschaft des Widia-Werks in Holsterhausen am Donnerstag, den 11. Juni2019 mitgeteilt, den Standort Mitte 2020 zu schließen. Rund 400 Beschäftigte sind von diesem Plan betroffen. Firmenchef Christopher Rossi erklärte zu dem Beschluss: „Ziel sei es, strukturelle Verbesserungen zu erreichen, unsere operative Effizienz weiter zu verbessern und Mehrwert für unsere Anteilseigner zu generieren“ (WAZ, 12.07.2019). SPD-Ratsfrau Julia Jankovic hat kein Verständnis für den Stellenabbau: „Der Betriebsrat bescheinigt dem Konzern eine gute Wirtschaftslage. Die Vernichtung von 400 Arbeitsplätzen für eine ’schlankere Unternehmensstruktur‘ ist sozialpolitisch verantwortungslos. Das Vorhaben, den Betrieb auf andere Standorte in Asien zu übertragen, zeugt außerdem von Realitätsferne“, so Julia Jankovic weiter. „Wir Sozialdemokrat*innen stehen an der Seite der Beschäftigten und fordern Stadt und Land auf, sich für den Erhalt des Werks einzusetzen.“
Der Bürgerspaziergang im Schederhofviertel zeigte allen Teilnehmer*innen, dass es dort sehr viel zu tun gibt: „Das Schederhofviertel zeigt in drastischer Weise den technologischen Wandel mit seinen Folgen, wie Arbeitsplatzverluste durch Werkschließungen. Große Flächen bleiben ungenutzt und verwahrlosen. Welchen Beitrag kann die Politik der Stadt Essen in puncto Klimawandel und Mobilität gerade in solchen Gewerbegebieten leisten? Es gibt eine ganze Reihe wichtiger Fragen auf die zukunftsweisende Antworten gefunden werden müssen. Die SPD-Ortsvereine Frohnhausen und Holsterhausen gehen diese Probleme an“, wagen die Vorsitzenden Raimund Glitza und Benno Justfelder einen Blick nach vorne.